Der Glockenstupfer-Brunnen

 

Der Glockenstupferbrunnen wurde am 23. Juni 2001 mit einen Fest eingeweiht.

Als lang gehegter Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger für die neu gestaltete Nordheimer Ortsmitte konnte im Jahr 2000 mit den Planungen für einen Brunnen begonnen werden. Durch die Ortskernsanierung ist es gelungen den Bereich zwischen Bartholomäuskirche, Pfarrhaus und Ortsbücherei völlig neu zu gestallten. Am Fuße einer großen Freitreppe zur Kirche ergab sich die Situation für ein Brunnenkunstwerk. Ein Wettbewerb unter drei Bildhauern gab den Zuschlag für den Figurenentwurf des "Glockenstupfers" von Professor Karl-Henning Seemann aus Löchgau.
 
Der Künstler selbst beschreibt seine aus Bronze geschaffene Skulptur folgendermaßen:
 
.... aus der Sandsteinwand schießt eine meist geschlossene, dünne Wasserwand, die in einer Bodenrinne aufgefangen und auf das Boot zugeleitet wird, an dem es sich zu einer Bugwelle teilt und der Länge nach teils innen durch das Boot, teils über ein Wellenrelief auf dessen Außenseite an eine Überlaufschwelle unter seinem Heck geleitet wird.
Das über diese Schwelle tretende Wasser soll dann eine möglichst gleichmäßige und geschlossene Glockenform bilden und am Boden abfließen.
 
Die Bronzeplastik mit dem Boot und dem Glockenstupfer schwebt fast waagerecht über dem Wasserschleier, der das für das Thema so wichtige Geschehen unter dem Boot nur teilweise verhüllt. So weiß der Betrachter mehr als der Glockenstupfer, der nicht bemerkt, wie sein Steuerruder gegen die Öse der aus dem Grund ragenden Glocke stößt, während er auf der falschen Seite des fast schon kenternden Kahns vergeblich nach ihr stochert. Durch diese Anordnung gewinnt die Figur die städtebauliche Dominanz, die ihr auf diesem kleinen Platz zusteht, ohne dass sie dafür eines monumentalen Sockels bedürfe.
 
Am 23. Juni 2001 nahm die Nordheimer Bevölkerung bei herrlichem Sommerwettere den Glockenstupferbrunnen samt Ortsplatz in Betrieb.

 

"Glockenstupfer" ist der Neckname für die Nordheimer. Die Figur zeigt einen Mann, der mit einer Stange nach einer Glocke "stupft", die zum Schutz vor dem Feind vermutlich im Neckar versenkt wurde. Der historische Kern dieser Geschichte geht zurück ins 18. Jahrhundert. Nach der Zerstörung der Kirche (Brand) und dem Verlust der Glocken im Jahre 1693 während des Pfälzischen Erbfolgekrieges drohte im Polnischen Erbfolgekrieg erneut Gefahr durch französische Truppen. In ihrer Not versuchten die Nordheimer, dieses Mal wenigstens ihre Kirchenglocken zu retten, indem sie die Glocken vermutlich im Neckar versenkten. Nach Abzug des Feindes mussten die Nordheimer im Fluss nach ihren Glocken suchen. Sie stocherten und "stupften" mit Stangen im Wasser, was ihnen den Spott- oder Necknamen "Glockenstupfer" eingebracht hat.

Quelle: Ulrich Berger